Neulich bekam ich mit, wie eine Kollegin eher nach Hause ging, „wegen Bauer sucht Frau“, wie eine weitere Kollegin sagte.

Wenn ich ein total durchgeknallter aber genau so genialer Wissenschaftler wäre, der die Weltherrschaft an sich reissen will oder aus anderen Gründen die Menschheit bedrohen oder gefährden wollte, oder ich wäre die Evolution und suche einen Bazillus, der die Menschheit reduzieren und die Welt für sich erobern will, ich würde folgendes tun: Einen Virus entwickeln, der sich verbreitet wie ein Schnupfen bzw. eine Grippe. Einfach jeder kann das kriegen. Nach einer ausreichend langen Inkubationszeit von vielleicht drei, vier Monaten fängt der Befallene an, sich unwohl zu fühlen, wenn er bunte, bewegte rechteckige Bilder, die nicht grösser als eine Tür sind, länger als ein paar Minuten betrachtet. Linderung gibt es, wenn man sich abwechselnde, aber ruhige Buchstaben in sinnvollen Kombinationen betrachtet. Irgendwann, wenn es doch zu viele bunte Bilderchen geworden sind, dann befällt den Patienten der Wahn, innerhalb von 30 Sekunden einen einfachen Dreisatz zu lösen. Schafft er das nicht, fällt er tot um.

Muhahaha-haaaaaa! Ich höre schon die ganzen „Hä watt?“ und Plumpse und die Stille danach (äh, die Stille höre ich natürlich nicht, ihr wisst schon…). In späteren Mutationen werden die Aufgaben schwerer oder variieren gar: Welche ist die Hauptstadt des Landes, in dem du dich meistens aufhältst? Wie heißt das Regierungsoberhaupt? Wie berechnet man die Fläche eines Kreises? Wer schrieb Moby Dick? Warum sind viele Pflanzen grün? Was kann man tun, wenn man nicht schlafen kann? Warum ist der Himmel blau? Sind „einzigste“ und „öfters“ sinnvolle Steigerungen? Wieviele Permutationen gibt es bei der Kombination von fünf unterschiedlichen Objekten ohne Wiederholung? (ups, das schaffe ich gerade auch nicht in 30 Sekunden… Fakultät von 5 wäre die Lösung: 5!=120)

Antworten wie „ich hab noch gar nichts gegessen“, „Die Karre ist fast bezahlt und fährt locker 200 Sachen“ oder „Wenn ich will, kann ich jede haben“ bzw. „Ich treibs doch nicht mit jedem“ so wie „ich sag da ja nichts zu“ führen sofort dazu, dass man zwanghaft ein Mannsgroßes Loch graben will und erst tot umfällt, wenn das fertig ist. Richtige Antworten lassen einen durchatmen, aber das Unwohlsein lässt so schnell nicht nach. Immer wieder mal gibt es Gedankenschübe, Fragen im Kopf, die beantwortet werden wollen. Nach einiger Zeit merken die Befallenen, dass es ihnen viel besser geht, wenn sie diesen Fragen nachgehen, sich Wissen aneignen, Dinge und Aussagen anzweifeln oder hinterfragen.

Dann würde es den verbliebenen Menschen auf der Erde vermutlich ähnlich gehen wir mir jetzt schon die ganze Zeit. Es gäbe irgendwann, nachdem es erst viel ruhiger auf der Erde wird, wieder viel mehr anregende Unterhaltungen, Gespräche bekämen Tiefe und Nachhaltigkeit und nichts würde einfach so geglaubt.

Damit hätte ich zwar nicht die Weltherrschaft, aber dann bräuchte ich die auch gar nicht mehr…

  • 0
  • 0
  • 0

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert