Ich war mir überhaupt nicht im Klaren, ob ich das Buch mitnehmen soll oder lieber nicht. Suchend und grübelnd stand ich vor dem Büchertausch-Regal unter den Büros vom Norderneyer Hafenmeister. Zwischen den üblichen Danella-, Larrson- und sonstigen Bestseller-Büchern suchte ich nach einer kleinen Perle, die vielleicht irgendwo unter der Massenware unentdeckt geblieben war. „Einen Sommer noch“ fing ich eher flüchtig im Vorbeigehen mit den Augen auf. Weder der Autor des Buches – Eric Baumann – noch die Aufmachung deuteten auf einen Roman hin. Und der „Untertitel“ des Buches weckte sofort noch relativ frische Erinnerungen in mir: Mein Leben mit der Diagnose Hirntumor.
Ich traute mich nicht. Suchte weiter. Da war doch so alter Schinken über Seefahrt…? Nee. Plötzlich hatte ich Sorge, dass jemand anderes rein kommt, kurz guckt und mir „mein“ Buch wegschnappt. Okay, also konstruierte ich mir eine Ausrede: Ich nehme das Buch jetzt erstmal mit und falls ich es doch nicht lesen will, kann ich es (wo anders) ja wieder der Allgemeinheit zuführen. Schon fast aus Routine machte ich auf einer der ersten leeren Seite einen handschriftlichen Eintrag, wann und wo ich zu diesem Buch gekommen bin. Und dann kam der erwähnte Sonntag, an Bord unserer Swantje, wo ich begann, dieses Buch zu lesen. Und heute, Freitag, habe ich das Buch zu Ende gelesen. Puh.
Irgendwie war das doch ein schönes Buch. Wie der Untertitel verrät, geht es darum: Eric Baumann erfährt mit 34 Jahren, das er einen massiven Hirntumor hat. OP in vier Tagen. Man erfährt ALLES folgende, und drumherum wird von seinem bisherigen Leben erzählt. Mit einem sehr guten Erzählstil (Baumann ist Journalist), der einem klar macht, das man nur begrenzte Zeit auf dieser Welt hat (wenn man das bisher noch nicht erkannt hat).
Ich selbst hatte ja haarscharf Bekanntschaft mit einem Hirntumor gemacht. Einige Leser werden sich erinnern, ich erwähnte das auch hier im Blog: Klick (und sogar bei Halbweise schrieb ich was: Klack). Deswegen wohl war ich Anfangs so unsicher, ob ich das Buch wirklich lesen und damit höchstwahrscheinlich auch genauere Details erfahren will. Mein Fazit: Es war eine gute Entscheidung, das Buch zu wählen und zu lesen.
Damit will ich nicht unbedingt eine Lese-Empfehlung aussprechen. Aber ich weise gerne darauf hin, dass solch ein Buch existiert. Damit kann jeder seine eigene Entscheidung treffen.