Web.de Abzocke

(Nachträglicher Hinweis vorab: Das Thema ist abgehakt, siehe hier )

Ich hatte ja schon mal über Web.de und deren Web.Cent-Nervkram oder „kostenlose Speicherplatzerweiterung“ geschrieben. Das war zwar alles doof, aber eigentlich nicht so schlimm.
Aber:
Gerade eben habe ich meinen Web.de-Account gelöscht. http://kundencenter.web.de, einloggen, Account löschen, bestätigen und Zack! weg mit dem unnötigen Kram.

Warum?
Heute bekam meine Frau einen Brief vom Web.de Kundenservice: „Letzte Mahnung“. Aus dem ganzen Schreiben geht nicht hervor, was denn da angemahnt wird, ausser einer Vertrags- und einer Belegnummer. 15,- plus 5,- Euro wollen die haben. Wie gesagt, wofür weiss keiner ausser Web.de. Eine „erste Mahnung“ haben wir nie erhalten. Meine Frau erinnert sich nur, dass sie mal über den Browser in dem Postfach war, weil sie eine Einstellung ändern wollte. Dabei „war irgend was komisch“ und sie hat sich dort ausgeloggt. Und nie wieder eingeloggt.

Als nun das Schreiben hier ankam wollte sie sich erstmal kundig machen und wieder online nachschauen. Das ging aber nicht, weil der Account gesperrt wurde, im Text drohte man gar mit Inkasso, das WEB.DE Team wollte da wohl nichts mehr mit zu tun haben:

Ihr WEB.DE-Zugang wurde gesperrt

Sehr geehrter Kunde,

leider konnten wir trotz mehrfacher Aufforderung keinen Zahlungseingang zu den angemahnten Forderungen verzeichnen.

Wir sehen uns daher gezwungen, Ihren WEB.DE Zugang zu sperren und die Forderung an eines unserer Inkassobüros zu übergeben.

Ein separates Schreiben geht Ihnen per Post zu. Bitte wenden Sie sich bei Rückfragen an das zuständige Inkassobüro.

Mit freundlichen Grüßen

Ihr WEB.DE Team

Ungelesene Mails in einem gesperrten Freemail-Konto, har har.
Sucht man im Netz nach „Web.de Inkasso“, dann findet man aktuell bei Google 238.000 Ergebnisse, keiner davon berichtet über seine guten Erfahrungen mit Web.de… es handelt sich offenbar um eine Club-Mitgliedschaft, für die man fünf Euro im Monat bezahlen soll. Ich erspare mir die Mühe zu recherchieren, was dieser dolle Club einem denn für einen Gegenwert für das Geld erbringt. Meine Frau rief bei der angegebenen Nummer auf dem Schreiben an und wollte Klärung. Viel weiter kam man dort aber nicht, weil die Sicherheitsabfrage nicht das gewünschte Ergebnis brachte.

Ich rief dann da an und argumentierte, dass wir das bitte gütlich und einfach regeln, in dem dort alles gecancelt wird. Meine Alternative (Einschreiben, Widerruf etc.) wäre aufwändiger für beide Seiten mit dem gleichen gewünschten Ergebnis für uns. Es folgten einige angelernte rethorische Redewendungen, die mir suggieren sollten, dass wir das (den Club) gerne wollten und bitte zahlen sollen und Web.de immer mit allem Recht hat. Weiter könne man mir nicht helfen, da müsste man mit meiner Frau sprechen. Die war aber den Tränen nahe. Mir wollte er aber die Vertrags-Infos gerne per Post zusenden: Ein Widerspruch in sich! Das eine darf er nicht mit mir klären, aber das andere ginge schon? Ich darf im Sinne meiner Frau entscheiden, dass wir das per Post haben wollen, aber nicht, dass wir das gar nicht wollen und wollten? Obwohl ich selbst als Kundenberater geschult wurde und mich durchaus nett und sachlich äussern kann habe ich während dieser Ausführungen einfach aufgelegt. Offenbar war man nicht geneigt, den geplagten Kunden zu verstehen und das ganze Gespräch wurde darauf ausgerichtet, dass man bezahlen sollte, weil man einem Vertrag zugestimmt hat.

Fakt ist:
Web.de wird den gültigen Vertragsabschluss nicht beweisen können, und da die dummerweise nun den Account gesperrt haben kann man evtl. erhaltene Mails nicht mal im nach hinein wahrnehmen. Davon abgesehen, dass gewisse Club-Leistungen nie in Anspruch genommen wurden, die Testphase also gar nicht wahr genommen wurde. Und da meine Frau die Widerspruchsbelehrung so nicht zur Kenntnis genommen hat, hat die zweiwöchige Widerspruchsfrist noch nicht mal begonnen. Hier das Gegenteil zu beweisen wird Web.de sehr schwer fallen bzw. denen sicher teurer kommen als die geforderten 15 Piepen.

Ob sich der ganze Aufwand für die lohnt? Es muss ja genug Leute geben, die diese Club-Mitgliedschaft bezahlen. Wie viele Leute das gern und bewusst bezahlen und nutzen ist leider sehr schwer raus zu finden. Wenn aber dieser Web.de-Club ach so toll ist, warum wird dann so viel Aufwand gemacht, einem das „unterzujubeln“ und warum bekommen so viele „Mitglieder“ Mahnungen über Verträge, von denen sie gar nichts wissen?

Der Haken ist doch:
Das ist alles sehr mühsam und die meisten sagen sich halt: „Dann zahle ich eben die Knete als Lehrgeld und gut ist“. Kann man so machen, aber ob das im Sinne von Web.de ist, wenn sie so nach und nach ihre Kunden verlieren? Wie sagt mein Schwiegervater so gerne: Jeden Tag steigt ein Dummer aus dem Zug.

Hier noch ein paar Links, die ich bei meiner Suche als hilfreich erachtete:

Heise hat einen allgemeinen Artikel zu Abofallen und Musterbriefe
Hier eine Verbraucherschutz-Seite, die dort speziell auf Web.de eingeht (viele Kommentare…)
Ein Gerichts-Urteil gegen Web.de aus dem Jahr 2009 (PDF)
Aus 2008 ein Artikel, der sich über Web.de und den Club auslässt
Kostenfallen im Internet von der Verbraucherzentrale, nicht nur Web.de (PDF)

Nachtrag:
Ich sitze nach wie vor im Zug der Gerechten und werde der 1&1 Mail und Media GmbH Paroli bieten. Die haben mich herausgefordert und ich duelliere mich gern. Ganz fernab von juristischer Rumfeilerei widerspricht das ganze Gehabe dem gesunden Menschenverstand und es bleibt was es ist:

Abzocke

57 thoughts on “Web.de Abzocke

  1. Eine Frechheit sondergleichen,auch meine web addy wurde grundlos gesperrt,angeblich wegen nicht zahlen eines Clubs.???
    Werde Massnahmen ergreifen,das geht nicht mit rechten Dingen zu,habe niemals etwas „angeklickt“

  2. Hm. ich dachte eigentlich, Web.de wurde das mittlerweile (wiedermal) gerichtlich per Urteil untersagt. Such mal bei Heise.de nacht „web.de urteil“, da findet man was aktuelles…

  3. Habe seit Jahren ein PF bei web.de. Klar kommen immer wieder mal diese Angabote nach dem Login, aber Leute – mal ehrlich: wer lesen kann st klar im Vorteil!

    Es steht alles im Angebot und auf dem großen Kopf steht nunmal „kaufen“ drauf. Bei mir heißt „kaufen“ immer noch kostenpflichtig

  4. Der Haken ist doch, dass Web.de bisher alles unternommen hat, um das möglichst zu „verschleiern“. Ich selber weiss nicht, wie das aussieht, weiss aber von anderen Berichten, dass dort gross sowas steht wie: „Jetzt Geschenk ansehen“ oder „Hier testen“ usw. Es ist ja auch kein Kauf im eigentlichen Sinne sondern eine Clubmitgliedschaft, die einem da untergejubelt wird. Und erst drei Monate später wird Geld verlangt. Irgendwas ist da schon unlauter, denn im Gegenzug gibt ja z.B. keine Massenhaften Beschwerden, weil Leute Bücher von Amazon.de zugesendet bekommen, ohne das denen bewusst wäre, dieses gekauft zu haben…. da klappt es, warum nicht bei Web.de? Vielleicht doch etwas Abzocke?

  5. @Holger:

    1. das berühmte Versäumnisurteil, auf das sich der Verbraucherschutz bezieht gilt für ein altes Angebot, betrifft übrigens nicht bur web.de – jeder Anbieter kostenloser E-Mail-Adressen bietet auch kostenpflichtige Dienste an – klar, die ganze Technik im Hintergrund und das Personal müssen ja auch bezahlt werden.

    2. meine persönlichen Erfahrngen mal an dieser Stelle:
    2.1. mein Freund bekam eine zweite Mahnung per E-Mail, hat sich tierisch aufgeregt (is‘ eben ein Hitzkopf), hat bei der Telefonnummer angerufen und losgebrüllt (wollte so aus dem Vertrag raus), hat bei Omas Grab geschworen keinen abgeschlossen zu haben. Gespräch wurde durch den Mitarbeiter nach ein paar Minuten beendet, da mein Freund nur rumschrie (ich war dabei!) – ganz ehrlich: kann ich verstehen (das Auflegen), ich würde auch nicht wollen, dass man so mit mir umgeht – das berühmte „wie’s in den Wald schallt …“. Nachdem sich mein Schatz beruhigt hat, haben wir noch mal angerufen und mein Freund hat mir nach diesen Datenschutz-Fragen erlaubt an seiner Stelle zu telefonieren, das mit dem Datenschutz finde ich ürigens gut (hatte vorher alleine keine Auskunft bekommen, Datenschutz). Die Frau am Telefon hat mir daraufhin alle Informationen gegeben: wann abgeschlossen, kostenlos von bis, Rechnungen wann und per -EMail etc., habe mir alles notiert. Da mein Freund anderswo auch per Knopfdruck gewollt einkauft (Versandhandel), kennt er das Prinzip eigentlich, kann also nur ein Versehen sein – mein Argument. Und ich habe sehr positive Erfahrungen gemacht: mein Freund hat den erweiterten Speicherplatz genutzt, also habe ich folgender Vereinbarung zugestimmt (Freund auch): genutzte Zeit (1 Monat = 5,- EUR) wird bezahlt, Sonderkündigung zum Ende des Monats, Bestätigungkam vom web.de am selben Tag.

    Da ich mir die Daten notiert hatte, habe ich mal im PF von meinem Freund nachgesehen (der löscht nie was), und Tatsache – alle E-Mails waren da, wie am Telefon von web.de behauptet – ungelesen. An dem Tag, als mein Freund den Vertrag abgeschlossen hatte, hat er E-Mails mit großen Anhängen (viele Bilder) verschickt, hat den Club gebucht, Bestätiungsmail (Herzlich Willkommen im Club) war auch da – mein Freund konnte sich daran erinnern – also doch abgeschlossen

    Ich kann jedem dem Tipp geben: Ruhe bewahren! Auch wenn’s schwer fällt. Die Rufnummer anrufen. Wenn man selbst kein sachliches Gespräch führen kann (als Angemahnter), dann mit jemanden zusammen anrufen und das Gespräch übergeben.

    3. egal, was man googlt, im Internet steht jeder Sch***. Da hat doch kener Kontrolle drüber. Und die Leute, die gute Erfahrungen gemacht haben, so wie wir, melden sich dann meistens ja nicht mehr nach ihrer (mit teilweise beschämender Ausdrucksweise) verfassten Beschwerde. Ich sage: Kopf einschalten und ruhig Blut – mit Höflichkeit kommt man weiter 🙂

  6. Im Internet steht jeder Sch*** über alles! Das kontrolliert doch keiner!

    Wir hatten auch das Problem, habe nett (!!!) nachfragt und sind sofort rausgelassen worden. Mein Freund hat vorher geschworen, nie etwas abgeschlossen zu haben – hat sich hinterher rausgestellt: hat er doch und nur vergessen zu kündigen (Probemonat)

    Also höflich nachfrage und nicht gleich losbrüllen, eben so, wie man auch behandelt werden möchte

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