Alles Zufall 9

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Alles Zufall

9.

Am dritten Tag wurde mir klar, dass die quasi-erotischen Erinnerungen an die Krankenstation auf Hormonanhäufungen in meinem Körper zurückzuführen waren, die durch Medikamente bedingt waren, welche meine Heilung beschleunigten. Schade.
Am vierten Tag konnte ich mir abschminken, auf der Enterprise zu sein. Es war der vierte Tag auf der Krankenstation in der Schule. Brad war gerade dabei, mir zu erklären, dass man auf keinen Fall etwas von einem Fremden geschenkt nehmen sollte, und schon gar nicht in solch einer Bar. In diesem Fall war es ein Gratis-Drink von einem durchaus netten weiblichen Gast an der Theke. Es war ein Drink der Marke „Lecker und Immer wieder“ gewesen. Hätte ich nicht die Hälfte beim Niesen wegen einer allergischen Reaktion auf das Parfüm der Süssen wieder ausgespuckt, wäre ich jetzt wahrscheinlich dabei, in einem der Drug-Clubs mein Geld zu verdienen. Auf eine Art, die mir nicht mal im Koma einfällt. Dieser Drink war auch die Bombe, die aber (glücklicherweise) nur in meinem Kopf explodierte.
Angeblich, um mich aufzulockern, erzählte mir Brad auch von meinen Wachträumen. Ich bat ihn mehrmals, mir das besser zu verschweigen, aber den Spass, den er dabei hatte, konnte ich ihm wohl nicht nehmen. Nachdem ich laut seiner Erzählungen den Warp-Antrieb verbessert hatte, das Beamen durch eine schnellere Methode ersetzen wollte und die Energie der Replikatoren im Verteidigungsfall dadurch lieber für die Waffen und Schilde nutzen wollte, dass jedes Raumschiff immer ein paar hundert Kilo Haferflocken und Milchpulver auf Lager hält, hatte er die meiste  Freude durch eine Geschichte, die eigentlich nicht von mir stammt, sondern von meinem Urururgrossvater: Der „Erfinder“ des Hollow-Decks hiess Holger. Dieser wurde von seinen Schwestern immer Holli genannt. Da aber Holli-Deck etwas albern klingt, wurde das ganze etwas kosmetisch umgewandelt in: Holo-Deck [1].
Und für meine lange Abwesenheit von der Gruppe hatte er sich etwas ganz abenteuerliches ausgedacht: Ich bin für die lange Zeit verschwunden, weil ich über das Space-Hotel meiner Eltern zufällig Kontakt zu einer Rasse hatte, die der Förderation noch nicht angeschlossen war und als sehr gewalttätig gegenüber denjenigen galt, die ihre Kultur und ihre Gebräuche nicht achteten. Das stimmt auch, nur hatte Brad in seiner Erzählung nicht erwähnt, dass sie dem irdischen Gras sehr ähnelten und die grösste Gefährdung, die von denen ausging, war, dass sie einen mit Sauerstoff überhäuften. Danach baten sie meist um ein Glas Wasser. In Brad seiner Version wurde das schlicht weg gelassen und mehr auf das Detail der Distel-ähnlichen Auswüchse eingegangen, welche gross wie Arme waren.
Die  erwähnte Gras-Rasse plante also eine Übernahme der von der Fördertion beäugten Gebiete und ich sollte als Kenner der Rasse in Funktion eines Botschafters den Frieden vermitteln. Brad hatte zeitgleich die Aufgabe, während meiner Vermittlungs-Bemühungen die Nachrichtenzentrale der Gras-Heinis auszuspionieren und relevantes Material dingfest zu machen. Und weil das alles sehr plötzlich kam und natürlich sowieso streng geheim war, konnte keiner vorher darüber informiert werden und wir hatten nur drei Tage Zeit, die Angelegenheiten zu regeln.

Das alles nahm ich ihm selbstverständlich nicht ab. Noch bevor ich ihm das Grinsen mit einem Laser aus dem Gesicht schneiden musste gab er zu, dass er allen schlicht die Wahrheit gesagt hat: „Die war doof genug, um weitererzählt zu werden.“ Ich war fast so weit, die letzten Tage als „Uuups“ zu vergessen, bis ich darauf kam, ihn zu fragen, was er denn eigentlich die ganze Zeit über in der Bar getrieben hatte. Er erzählte mir davon, wie er die Bezahl-Transaktionen auf ein anderes Konto umgebogen hatte. Also wurde immerhin mein eigenes Konto nicht belastet, ein kleiner Trost. Und dann erzählte er von dem Holo-Center, in dem er mit besagter Dame [2] zusammen war.

(Fortsetzung)

[1] Ich hatte es versprochen (Damals in der Newsgroup)
[2] Siehe Teil 2

(Anmerkungen zu Teil 9)

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